We were delighted to see this review come out of our recent show in Gauting.  You’ll need to know a little German (or drop it into Google Translate 😉

Die “Jason Serious Band” begeistert das Publikum bei ihrem Auftritt im Gautinger Bosco mit unprätentiösen Folk-, Blues- und Countrysongs

Von Gerhard Summer, Gauting

William Faulkners “The Sound and the Fury” (Schall und Wahn) gilt als einer der wichtigsten Romane der amerikanischen Literatur. Na ja, alles halb so wild. Jason Serious hat das Ding gelesen. Er ist am Ende zur Einsicht gekommen, dass es überhaupt keinen Grund gibt, sich so was anzutun. Aber gut, eine Figur sei interessant, nämlich Caddy. Sie ist Dreh- und Angelpunkt der Saga vom Niedergang der Südstaatenfamilie Compson. Sie treibt es bunt, und sie hat Serious zum Song “Caddy” inspiriert. Was auch schon was ist.

Sobald die ersten Töne erklingen, verzeiht man diesem Mann mit Kappe jede Flapsigkeit. Er könnte behaupten, dass der “Ulysses” eine dicke Werbebroschüre ist, und trotzdem würden ihm die Leute zu Füßen liegen. Dabei ist an seinen Songs, die Elemente von Folk, Blues, Hillbilly, Rockabilly, Rock und vor allem Country & Western vermengen, vordergründig gar nichts Auffälliges. Alles folgt dem gängigen Strophe- und Refrain-Schema, die Solos, wenn es welche gibt, ufern nie aus und sind bewusst nicht virtuos. Und auch die Harmonien halten sich an die Regeln des Folk, sie haben nur deshalb eine leichte Schärfe, weil der in München lebenden Sänger und Gitarrist aus Maryland oft einen Kapo am dritten Bund benutzt und so aus C-Dur ein Dis und aus D ein F macht.

Um so erstaunlicher, dass die Jason Serious Band aus diesen unspektakulären Zutaten Spektakuläres macht. Sie zaubert bei ihrem Gastspiel im GautingerBosco so raffiniert, dass man vom Zaubern nicht viel mitbekommt, sondern allein die pure Musik hört. Da ist kein Ton zu viel. Alles kommt auf den Punkt, die eleganten Rücknahmen genauso wie die coolen Breaks. Bassist Alto Kraus groovt ordentlich, trägt aber nie dick auf. Gitarrist Coos van de Klundert beschränkt sich auf feine Akkordumspielungen, steuerte Fills, typische Bendings, Nashville- und manchmal Shadows-Sound bei. Sein Bruder Niek an den Keybords hält sich ohnehin im Hintergrund. Und bei Dave Nie, der ein Schlagzeug mit geschrumpfter Bass-Drum spielt, sitzt jeder Schlag. Das hört sich an, als hätten sich fünf Feingeister gefunden, Musiker, die wissen: Es kommt nicht darauf an, viele Noten zu spielen, sondern die richtigen. Slowhands eben. Dazu kommt, dass der Sound exzellent ist. Sogar Serious und seine Jungs schwärmen vom Klang auf der Bühne. Am Tag zuvor haben sie in München gespielt, in einer Art Studentenbude, da muss es sich furchtbar angehört haben.

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Die Band hat ein paar Standards im Gepäck. Sie covert Songs von J.J. Cale, Roy Orbison und Hank Williams, vor allem aber spielt sie eigene Stücke vom ersten Album “Undercover Folk” und von der neuen CD “Kin”, die bald auf den Markt kommen soll. Die schnelleren Folkrock-Nummern erreichen den Drive, den Stadionhymnen von Bruce Springsteen haben. Über den Balladen wie “Sand Dollar Darling” oder “Trembling Rose” liegt eine zu Herzen gehende Melancholie; das hört sich fast so traurig an, wie Townes Van Zandt klingen konnte. Und gerade die Country-Stücke sind mit so viel Dynamik und Ebenmaß gespielt, dass man sich wünscht, dieser ruhige lange Fluss möge nie aufhören zu fließen. Das ist vielleicht das einzige Manko dieses Abends: dass alle Songs sehr kurz sind.

Ohne die helle, weiche und völlig unprätentiöse Stimme von Jason Serious wären diese Songs kaum vorstellbar. Er mag nicht den großen Umfang anderer Sänger erreichen, auf Kopfstimme verzichtet er fast ganz. Aber trotzdem ist er für diese uneitlen, schnörkellosen Songs, die natürlich von Frauen handeln, von den Nackenschlägen, die das Leben bereithält, und der erschreckenden Normalität, die Idealbesetzung. Auch als Unterhalter macht er seine Sache gut. Zum Auditorium im leider nicht vollen Saal fällt ihm ein: Toll, dass alle so zuhören, aber es wäre doch auch schön, wenn ein paar Leute tanzten. Schöne Idee. Aber der Gautinger tanzt offenbar nicht. Musste Serious halt auch das selber erledigen.